Eine Kirche muss her!
Es ist Sonntag und es muss eine Kirche her! Wenn keine da ist, warum keine zeichnen? So geht’s los: Mit einem Bleistift skizziere ich die groben Umrisse, die Größenverhältnisse, die Perspektive. Naja, wären die Kreuze nicht auf den Firsten, es könnte auch irgendein Teil einer Stadtsilhouette sein, oder? Sei es drum. Vielleicht wird es ja noch was…
Im nächsten Schritt, immer noch mit dem Bleistift, kommen die architektonischen Details hinzu und ein paar Bäume und Büsche. Das machen die Architekten in ihren Zeichnungen doch auch immer: Selbst die modernsten Entwürfe kriegen später ein paar seltsam runde Baumklone und immer einige schlendernde Menschen verpasst; der Grund dafür würde mich einmal interessieren! Aber zurück zur Skizze. An dieser Stelle kommt auch das Licht und der Schatten ins Spiel. Hier zum Beispiel scheint das Licht von rechts und leicht von vorn…
Nun vom Bleistift zum Fineliner gewechselt. Die Umrisse nachzuziehen, ist reine Fleißarbeit. Merkwürdig, dass mir hier noch nicht aufgefallen ist, dass das linke Kirchenschiff viel zu schmal geraten ist…
…und schließlich kommen zwei Grautöne, schwarze Kohle und weiße Kreide und die Rötelkreide zum Einsatz. Mit der weißen Kreide betone ich die Flächen, die vom Licht beschienen werden und grobe weiße Striche machen den Hintergrund zu einer Art Himmel. Aber eigentlich ist der Himmel schnurz, das Weiß ist nur ein Trick, das Gezeichnete in den Vordergrund zu rücken, ihm Plastizität und etwas räumliche Tiefe zu geben. Dann füge ich noch ein bisschen Architekturgeschnörkel dem linken Kirchenschiff hinzu, damit es nicht ganz so magersüchtig aussieht – fertig ist mein Sonntagsgotteshaus. Ein prima Ort des Glaubens und damit der Abwesenheit von Wissen…
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