Entschweben
Ohne Leidenschaft hat der Verstand keine Füße – und auch keinen Ballon zum Entschweben. Daher hier einmal etwas Leidenschaftliches! Nicht von mir, sondern „Aus meinem Tagebuch“ von Ludwig Börne (1830):
„Für welches Lebensalter bestimmt uns denn die Geburt? Für welches bilden wir uns heraus? Für welches erziehen wir unsere Kinder? Habt ihr je darüber nachgedacht? Ich zweifle. Für alle! Ja, so sollte es sein, aber so ist es nicht. Der Knabe wird dem Jünglinge, der Jüngling dem Manne, der Mann dem Greise aufgeopfert. Und will der Greis, nachdem seine Freiheit überreif geworden ist, sie endlich genießen und leben für das Leben, kömmt die Religion und sagt: Nicht so, alter Junge, die Schule ist noch nicht aus, das Leben kömmt erst nach dem Tode, der Sarg ist die Wiege der Freiheit. Die Religion? Nein, wir wollen nicht lügen und nicht heucheln. Die Kirche sagt’s, die Abenteuerin, die unter hundert Namen und Gestalten durch die Welt zieht und den Leichtgläubigen vorlügt, sie habe zwei Königreiche, eines da oben, die Freunde zu bezahlen, die ihr Geld geborgt, und eines unten, die zu züchtigen, die ihr hart und mißtrauisch kein Kredit gegeben.“
Vorgezeichnet mit Bleistift in ein Moleskine (Standardmaße), Konturen nachgezogen mit schwarzem Muji-Tintenstift 0,5 und schließlich mit Schmincke Horadam Aquarellfarben mit wenig Wasser getuscht. Das Motiv ist aus dem Internet, die Quelle ist mir unbekannt.